Corona und Reisen mit Kindern – das hört sich wie ein absoluter Widerspruch an. Schließlich möchte niemand in Zeiten, in denen Menschen zu Hause Lebensmittel horten und Menschenansammlungen meiden, andere Länder und Regionen erkunden. Schon gar nicht mit seinen Kindern. Oder vielleicht doch?
Wer reist, trifft viele andere Menschen. Menschen, die wahrscheinlich davor wiederum viele andere getroffen haben. Dabei ist die Gefahr, sich mit einer Krankheit anzustecken höher, als wenn man in seinen eigenen vier Wänden bleibt. Trotzdem wollen wir nicht in Panik zu verfallen und uns Daheim verbarrikadieren. Ich denke, das macht einfach keinen Sinn.
Deshalb schildere ich hier meine Erfahrungen zu Corona und Reisen mit Kindern und erkläre, warum wir uns so verhalten, wie wir es aktuell machen. Empfehlungen, ob Reisen durchgeführt werden sollten und allgemeine Tipps zum Reisen in Zeiten der starken Ausbreitung des Coronavirus kann und will dieser Artikel NICHT geben.
Corona und Reisen – Einschränkungen bis Stornierungen
Unsere Asien-Reise mit zwei Kleinkindern zu stornieren stand nie zur Debatte. Als wir uns Mitte Januar 2020 auf den Weg nach Thailand machten, war Corona allerdings auch noch ein eher unbedeutendes Thema. In China war eine neue Krankheit aufgetaucht – Menschen außerhalb der Großstadt Wuhan schien es aber nicht zu betreffen. Ich war kurz etwas erleichtert, dass wir uns gegen eine Flugverbindung mit Aufenthalt in Festlandchina entschieden hatten. Vielmehr Gedanken machten wir uns zu Beginn unserer Reise zu Corona nicht.
Während der nächsten Woche wurde das Thema dann allerdings immer präsenter. Der Coronavirus – inzwischen offiziell als Sars-CoV-2 bezeichnet – und davon hervorgerufene Lungenkrankheit COVID-19 breitete sich rasend schnell aus. Noch schneller schien sich eine gewisse Panik unter den Menschen zu verbreiten. Das führte auch dazu, dass Reisen storniert oder erst gar nicht gebucht wurden. Die Reisebranche begann die negativen Auswirkungen des Coronavirus immer stärker zu spüren.
Ich verfolgte die Berichterstattung dazu nun aufmerksamer. Unsere Fluggesellschaft strich immer mehr Flüge. Reisewarnungen wurden ausgesprochen und Quarantäne für Reisende aus bestimmten Gebieten verhängt.
Corona und die Auswirkungen auf unsere Reise
Wir haben es Mitte Februar auf einer thailändischen Insel sehr genossen, dass es dort so ruhig und leer war und fragten uns schon, ob wir doch noch einen Geheimtipp in dieser vom Tourismus gut erschlossenen Gegend gefunden hatten. Die Menschen dort nahmen uns aber schnell die Illusion. Sie erzählten, dass die Besucher in den letzten zwei, drei Wochen stark zurück gegangen wären und im Vergleich zum Vorjahr aktuell etwa ein Drittel weniger Touristen auf der Insel seien. Der Coronavirus würde dafür sorgen, dass die Menschen zu Hause bleiben.
Ende Februar auf Phuket hatten wir diesen Eindruck nicht mehr wirklich. Die Strände waren voll und bei den (zumeist Russischen) Touristen gab es kaum eine Atemschutzmaske zu sehen. Einziger Hinweis auf die Krise waren Plakate an einigen Sehenswürdigkeiten mit der Aufschrift „China, Wuhan be strong! You will never walk alone.“
Reisen und #CoronaRassismus
Trotz dieser öffentlich bekundeten Solidarität war auch in Thailand #CoronaRassismus zu spüren. Ich habe von dem Hastag zwar erst nach unserer Rückkehr nach Deutschland gelesen, er beschreibt jedoch gut, was uns zwischenzeitlich begegnet ist. Dabei hatten wir das Glück, dass die Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland zu dem Zeitpunkt noch bevorstand. Wir wurden also „nur“ vor anderen Reisenden gewarnt und bekamen zum Beispiel von Fremden den – sicherlich freundlich gemeinten – Tipp, gerade mit unseren kleinen Kindern doch unbedingt Chinesen zu meiden.*
Corona und Reisen in Asien – unsere Erfahrungen
Insgesamt haben wir auf unserer Reise in Asien sehr viele Menschen mit Atemschutzmasken gesehen. Aber wir haben keinen Vergleich. In Asien wird viel Mundschutz getragen – auch schon vor der Ausbreitung des Coronavirus. Da möchte man sich vor Pollen, Erkältungen und anderen Krankheiten schützen – oder versteckt auch mal das ungeschminkte Gesicht aus Eitelkeit hinter einer Maske.
Was jetzt sicherlich neu war: Plötzlich waren auch viele westliche Reisende mit Atemschutz unterwegs. Zu Beginn unserer Reise Mitte Januar 2020 sah man das noch kaum, wenige Wochen später schien der Mundschutz zur Grundausstattung eines jeden Reisenden zu gehören.
Es war im ersten Moment schon etwas komisch z.B. auf eine Fähre zu kommen, auf der mehr als die Hälfte der anderen Passagiere eine Atemschutzmaske trug. Das wirkt einfach direkt leicht bedrohlich. Und plötzlich ließ mich ein Husten – auch Reihen von uns entfernt – zusammenzucken.
Aber ich sagte mir dann, dass Panik nicht weiter hilft. Und nach wenigen Minuten war ich wieder entspannt. Viele andere Reisende übrigens auch. Während wir über das Meer schaukelten zogen immer mehr ihren Mundschutz wieder aus.
Warum wir ohne Atemschutzmaske reisen
Wir hatten keine Mundschutzmasken auf unserer Reise dabei und haben uns unterwegs auch keine besorgt.
Warum wir auf unserer Reise keinen Mundschutz trugen:
- Der Mundschutz soll bei gesunden Menschen kaum etwas nutzen. Er beruhigt. Aber ein wirklicher Schutz ist er nicht.
- Weder die WHO, das Robert Koch Institut noch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfehlen das Tragen einer Atemmaske als Schutz vor einer Ansteckung mit Corona.
- Davon abgesehen hätten unsere Kinder nie einen Mundschutz angezogen geschweige denn angelassen.
Empfohlen als Schutz vor Corona auf Reisen und in der Heimat wird hingegen oft und gut die Hände zu waschen, Abstand zu hustenden und niesenden Menschen zu halten, die Husten- und Nies-Etikette einzuhalten (in Armbeugen oder Einmaltaschentücher husten und niesen) und bei auftretenden Symptomen zu Hause zu bleiben.
Corona und Fliegen – unsere Erfahrungen
Komplett verhüllte Menschen, zahlreiche Temperaturkontrollen und alle paar Meter Desinfektionsmittel: Das alles gehörte zu unserer Reise zu Corona Hochzeiten. Ich war darauf vorbereitet, dass wir die Auswirkungen der Corona Epidemie auf unserer Rückreise aus Asien zu Gesicht bekommen. Aber ich wurde überrascht.
Wir sind Anfang März von Phuket in Thailand über Hong Kong nach Deutschland geflogen. Die erste größere Auswirkung von Corona auf unsere Reise spürten wir schon einige Tage vorher, als unser Flug gecancelt wurde. Zum Glück war aber nicht die komplette Route eingestellt, sondern es sind einfach nur ein paar Flüge gestrichen worden. So hatten wir die Unannehmlichkeit, statt knapp zwei Stunden sieben Stunden Aufenthalt in Hong Kong zu haben – was mit zwei Kleinkindern nicht das Allerschönste ist. Wir kamen aber immerhin noch zurück nach Deutschland.
Bei unserer Ankunft am Flughafen in Thailand fielen die zahlreichen Menschen mit Mund-Nasenschutzmasken auf. Vor der Passkontrolle und dem Sicherheitscheck wurde bei allen Reisenden die Temperatur gemessen. Ansonsten bemerkten wir von offizieller Seite keinerlei besondere Maßnahmen.
Im Flieger nutzten viele Reisende Desinfektionstücher, um den Bildschirm, das Tablett und Armlehnen an ihrem Platz zu reinigen. Einige zogen dazu Einmalhandschuhe an. Wer es noch genauer nahm, stach aber hervor. So erschienen zwei Reisende komplett verhüllt mit Atemschutzmaske, Brillen und in durchsichtige Einmal-Regencapes gehüllt – und zogen damit schon die Blicke der anderen Reisende auf sich.
Corona und der Flughafen Hong Kong
Direkt nach dem Landen in Hong Kong wurde bei allen Reisenden die Temperatur gemessen. Kurz darauf stand eine zweite Temperaturkontrolle an. Wie ich erwartet hatte, waren hier fast alle Menschen mit einer Atemschutzmaske unterwegs. Ich hatte zwischenzeitlich das Gefühl, dass wir ohne echt auffallen. Außerdem trafen wir wirklich alle paar Meter auf Spender mit Desinfektionsmittel. Ich ließ mich durch das alles wieder leicht verunsichern und die Kinder mussten öfter als gewöhnlich die Hände waschen.
Ansonsten kam uns der Flughafen sehr leer vor. Wir haben keinen Vergleich, wie viel Betrieb sonst in Hong Kong herrscht. Große Bereiche der Terminals waren aber schon am frühen Abend regelrecht ausgestorben – was für einen Flughafen der Größe schon ungewöhnlich erscheint. Unser Flugzeug nach Frankfurt war maximal halbvoll.
Trotzdem hatte ich mir die Situation an den Flughäfen und vor allem in Hong Kong noch krasser vorgestellt. Ja, die Menschen trugen Mundschutz, einige auch Einmalhandschuhe und es gab die oben erwähnten Maßnahmen wie Temperaturkontrollen und viel Desinfektionsmittel. Aber im Großen und Ganzen schien einfach alles seinen normalen Gang zu gehen.
Corona und die Einreise nach Deutschland
Schon kurz nach dem Abflug in Asien bekamen wir vom Board-Personal einen Fragebogen ausgeteilt, den wir für „the German Gouvernment“ – so die Durchsage – ausfüllen sollten. Dieses „Public Health Passenger Locator Form“ fragt neben der Flugnummer und dem Sitzplatz vor allem Kontaktdaten der Reisenden ab. So soll sichergestellt werden, dass die Reisenden während der nächsten 30 Tage auf jeden Fall kontaktiert werden können. Außerdem soll angegeben werden, ob man Symptome wie Fieber, Husten oder Atembeschwerden hat und ob man in den letzten 14 Tagen Kontakt zu Menschen, die am Coronavirus erkrankt sind oder in einem Risikogebiet waren hatte, oder selbst in einem Risikogebiet war.
Die Fragebogen wurden vor der Landung im Flugzeug wieder eingesammelt. Was mich etwas erstaunte war, dass man das Papier einfach auch hätte gar nicht abgeben können. Weitere Kontrollen oder Fragen gab es nicht. Einmal in Frankfurt gelandet schien es keinerlei Auswirkungen von Corona zu geben. Kaum aus dem Flugzeug ausgestiegen, waren plötzlich die Atemmaskenträger die, die auffielen.
Auch wenn ich mir zu keinem Zeitpunkt wirkliche Sorgen gemacht habe war ich plötzlich doch froh, als wir im Auto nach Hause saßen. Vor der Rückreise hatte ich immer mal wieder daran gedacht, was wohl passieren würde, falls unsere Kinder, der Mann oder ich während der Reise plötzlich Fieber hätten. Bei Kindern ist das ja nicht ungewöhnlich und auch ich hatte im Urlaub schon Fieber – ohne an Corona erkrankt zu sein. Zum Glück mussten wir diese Situation nicht austesten.
Corona und Kinder – wie groß ist die Gefahr?
Wer mit Kindern reist macht sich meistens besonders viele Gedanken um mögliche Krankheiten und Gefahren unterwegs. Sollten deshalb zu Zeiten von Corona Reisen mit Kindern komplett gecancelt werden? Ich finde nein.
Als das Thema Corona während unserer Asien-Reise größer wurde, machte ich mir zunächst kurz Sorgen um unsere Kinder. Das Immunsystem der Kleinen ist ja noch nicht so ausgereift wie bei uns Erwachsenen und es gibt Krankheiten, die für Kinder so ein deutlich größeres Risiko darstellen. Was mich aber sehr beruhigte: Nicht so bei Corona.
Corona scheint für Kinder ungefährlicher zu sein, als für Erwachsene. Bislang gibt es noch wenige Daten und keine sicheren Erkenntnisse, warum das so sein könnte. Wissenschaftler haben aber beobachtet, dass sich weltweit bislang nur relativ wenige Kinder mit dem Coronavirus angesteckt haben bzw. nur selten so krank werden, dass sie in ein Krankenhaus eingewiesen werden und die Krankheit Covid-19 diagnostiziert wird.
Die bislang beobachteten Fällte legen also nahe: Wenn sich Kinder mit Corona anstecken verläuft die Krankheit oft eher milde. Eine große Ausnahme sind Frühchen, die als besondere Risikogruppe gelten.
Reisen trotz Coronavirus?
Oder: Trauen wir uns zurück nach Deutschland?
Reisen und Corona – würden wir es wieder machen? Unsere Reise, zu diesem Zeitpunkt auf jeden Fall! Ich hatte auf unserer Reise nie das Gefühl einer besonderen Gefahr ausgesetzt zu sein. Und die Reise war wunderschön – aber dazu demnächst mehr.
Wichtig ist außerdem gerade in Zusammenhang mit Krankheiten wie Corona und anderen potenziellen Gefahren, nicht in Panik zu verfallen und sich von unbegründeten (angst-) Gefühlen leiten zu lassen. Denn ja, wir waren Asien. Wir hatten sogar einen längeren Aufenthalt in China. Schaut man sich allerdings die Fakten zu unserer Reise an, dann sieht das so aus:
In Thailand und Hong Kong zusammen gab es zum Zeitpunkt unserer Rückreise weniger bestätigte Coronafälle, als in Deutschland**.
Wenn schon müsste die Frage also vielmehr lauten: Trauen wir uns zurück nach Deutschland? Auch das stand natürlich nie zur Debatte.
Zum aktuellen Zeitpunkt würde ich trotz Corona mit meinen Kindern reisen – dabei aber immer die aktuellen Entwicklungen im Blick behalten. Denn mich in einem Risikogebiet aufhalten (wenn es nicht unbedingt erforderlich ist), muss natürlich nicht sein.
Anmerkungen:
* Aktuelle Entwicklungen (Stand 06.03.2020) lassen vermuten, dass auch Deutsche im Ausland zunehmend als Gefahrenquelle angesehen werden. Man sollte dann darauf vorbereitet sein, dass andere Menschen versuchen Abstand zu einem zu halten.
** Thailand: 43 bestätige Coronafälle, Hong Kong: 102 bestätige Coronafälle, Deutschland: 244 bestätige Coronafälle. Stand 04. März 2020, Quelle: Johns Hopkins CSSE