Stylen für den Spielplatz. Meine aussichtslose Suche nach einem Betreuungsplatz

Stylen für den Spielplatz

Es ist Mittwoch morgen, die Sonne scheint und ich stehe vor dem Spiegel und style mich. Danach kommt auch noch das Kind an die Reihe. Langsam wird es leicht hektisch, denn ich möchte um 10:00 Uhr auf dem Spielplatz sein. Irgendwie fühle ich mich, wie vor einem Bewerbungsgespräch.

Seit wir eine Tagesmutter suchen, haben Spielplatzbesuche ihre Unbeschwertheit verloren. Während wir noch vor kurzem in gemütlichen und alten Klamotten zum Spielen und Matschen gingen, versuche ich jetzt, das Reise-Mädchen und mich möglichst hübsch und adrett aussehen zu lassen. Wir wollen einen guten Eindruck machen.

Einen Kitaplatz haben wir nicht bekommen und auch eine Tagesmutter konnte uns über die offiziellen Stellen und Wege nicht vermittelt werden. Daher setzte ich nun alles auf den kostbaren Tipp, es auf eigene Faust auf dem Spielplatz zu versuchen. Zwischen zehn und elf am Vormittag sind hier die Tagesmütter des Viertels anzutreffen. Also wird unser Tagesablauf dem der Tagesmütter angepasst und pünktlich zum „Spielen mit Zweck“ aufgebrochen.

Kinderbetreuung ist kein Wunschkonzert

Rückblickend muss ich sagen: Ich war ganz schön naiv und unbedarft, als ich meine Elternzeit plante. Und dabei habe ich mir einige Gedanken dazu gemacht, bevor ich die arbeitsfreie Betreuungszeit beim Arbeitgeber einreichte. Ich las mich ein, ab wann man ein Kleinkind am besten fremd betreuen lassen kann. Ich dachte über meine berufliche Karriere und unsere finanzielle Situation als Familie nach. Und dann entschied ich, dass 18 Monate Elternzeit optimal wären.

Ich wusste von Anfang an, wie schwer es ist, in einer Stadt wie der unseren einen Betreuungsplatz zu bekommen. Deshalb ließ ich mein Baby schon für die Kitas vormerken, bevor es überhaupt geboren wurde. Dann lehnte ich mich erst einmal entspannt zurück. Ich war sicher, alles richtig gemacht zu haben.

Erst als das Reise-Mädchen schon auf der Welt war wurde mir klar, dass ich trotz aller Vorbereitungen einen ganz wesentliche Punkt übersehen hatte: Kinderbetreuung ist kein Wunschkonzert. Theoretisch kann ich mir einen Startzeitpunkt für die Kita aussuchen, praktisch werden aber nur im Spätsommer neue Kinder in die Einrichtungen aufgenommen. Die Plätze dafür werden schon Monate vorher vergeben. Zwar wurde mir zugesichert, dass wir natürlich auch unterjährig einen Betreuungsplatz bekommen könnten wenn ein Kind umzieht oder ähnliches. Im nächsten Satz wurde meine aufkeimende Zuversicht aber direkt wieder mit den Worten erstickt: „Machen Sie sich darauf aber keine Hoffnung!“.

Können Plan B und Notlösungen helfen?

Ich war trotzdem immer noch guter Dinge. Geht das Reise-Mädchen eben zu einer Tagesmutter. Ich war mir eh noch nicht sicher gewesen, welche Betreuungsform ich favorisieren würde. Und je mehr ich darüber nachdachte, umso passender fand ich die Betreuung im kleinen Rahmen zu Hause bei einer lieben Tagesmutter.

Schnell wurde ich aber auch hier auf den Boden der Tatsachen geholt. Die Tagesmütter haben ihren Rhythmus dem der Kitas angepasst. Also erhielt ich wiederum erst einmal die Auskunft, dass es schwierig werden würde, zum Jahresbeginn – und nicht wie üblich im Spätsommer – einen Betreuungsplatz zu finden. „Was ist Ihr Plan B?“ frage die Frau bei der zentralen Vermittlungsstelle. „Sie müssen damit rechnen, dass es passieren kann, dass Sie keinen Platz bekommen. Haben Sie Großeltern in der Nähe?“.

Ich war schockiert. Nicht nur, dass die Großeltern viel zu weit weg wohnen. Nein, ich wollte meine Tochter natürlich auch nicht zu irgendjemanden geben. Eine liebe Tagesmutter, die wir mit gutem Gewissen ausgesucht haben sollte es sein. Mein Kind mehrere Stunden täglich bei einer Notlösung? No way! Also blieb nichts übrig, als selbst alle Hebel in Bewegung zu setzen und zu hoffen, doch noch Glück zu haben.

Suche Betreuungsplatz

Social Media sei Dank!

Und so heiß es also: stylen für den Spielplatz.
Ehrlich gesagt hasse ich es aber, fremde Menschen anzusprechen. Zwar fällt das auf dem Spielplatz besonders leicht, da hier ja die Kleinen meistens erste Kontakte knüpfen. Trotzdem setzt mich meine neue Mission unter Stress. Und so konzentriere ich mich doch lieber auf das, was mir besonders liegt: Online Kommunikation uns Social Media.

Ich erstelle einen schön gestalteten Steckbrief über unser Reise-Mädchen, recherchiere Tagesmütter, die mir aufgrund der online vorhandenen Informationen zusagen würden, und schreibe diese mit individuellen Mails an. Ich poste mein Gesuch auf verschiedenen Online-Plattformen und finde auf Facebook eine Gruppe speziell für Tagesmütter sowie suchende Eltern in unserer Stadt.

Und tatsächlich, als ich schon fast nicht mehr zu hoffen wage, finden wir unsere Tagesmutter. Schon beim ersten Mail-Kontakt ist sie mir sehr sympathisch. Wir vereinbaren ein Treffen und bekommen kurz darauf ihre Zusage. Ich kann es kaum glauben und plötzlich geht alles ganz schnell. Nur wenige Wochen später soll die Eingewöhnung starten. Ob ich dann erneut meine rosarote Brille absetzen muss? Das erfahrt ihr, wenn es das nächste Mal wenn es heißt: „Reise-mama meint“.

 

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