Eine (rasante) Reise auf die Welt. Geburtsbericht unseres zweiten Babys

Geburtsbericht Hypnobirthing

Wo beginne ich diesen Geburtsbericht am besten – bei unserer Ankunft in der Klink, mit dem Tag der Geburt oder gar mit der ersten Wehe? Ich denke kurz darüber nach und dann steht fest, für mich muss dieser Text genau hier starten: Mein Bauch wird hart.

Das erste Mal, dass sich plötzlich alles zusammenzieht, ist relativ früh in meiner Schwangerschaft. Ich kenne Vorwehen von meiner ersten Dickbauchzeit überhaupt nicht und bin zunächst etwas überrascht. Dann freue ich mich aber. Mein Körper übt für die Geburt und Training ist schließlich immer gut.

Fehlalarm – immer wieder

Nicht nur wegen dieser ausgeprägten Vorwehen habe ich das starke Gefühl, dass unser Baby vor dem offiziellen Geburtstermin auf die Welt kommen wird. Und tatsächlich wird etwa zwei Wochen vorher mein Bauch in recht kurzen Abständen immer wieder hart. Dazu spüre ich ein deutliches Ziehen im Unterbauch. Jetzt wird es wohl in den nächsten Stunden richtig losgehen, nehme ich an. Aber dann hört es so plötzlich wie es gekommen ist einfach wieder auf. Und ich habe doch gelesen, dass wenn die Wehen mindestens eine Stunde anhalten, es tatsächlich ernst wird. Nicht so bei mir.

Das Ganze wiederholt sich an zwei weiteren Tagen. Beides Mal stellen die vermeintlichen Geburtsanzeichen sich als Fehlalarm heraus. Und dann ist plötzlich der Tag des errechneten Entbindungstermins gekommen. Getan hat sich allerdings noch nichts. Die Ärztin sieht auf dem CTG zwar jedes Mal Wehen, ansonsten zeigt mein Körper aber keinerlei Anzeichen, dass es bald losgehen könnte.

Geburtsbericht zweites Kind

Meine Wehen sind keine Wellen

Immerhin weiß ich seit einiger Zeit sicher, dass dieses Hartwerden des Bauches tatsächlich Wehen sind. Lange habe ich dieses Gefühl nämlich überhaupt nicht einschätzen können. Aus der ersten Schwangerschaft kannte ich es nicht. Und es entspricht einfach so überhaupt nicht der Beschreibung von Wehen wie man sie überall nachlesen kann. Da baut sich nichts langsam auf und flacht wieder ab wie eine Welle. Meine Wehen sind plötzlich mit ihrer ganzen Wucht da und genauso überraschend wieder vorbei. So bleibt das übrigens bis zum Schluss.

Maßnahmen zur Geburtseinleitung und ungeduldiges Warten

Mein errechneter Geburtstermin ist nun überschritten und ich werde immer ungeduldiger. Angst vor der Entbindung habe ich dank meiner Geburtsvorbereitung mit Hypnobirthing keine. Um die bestmögliche Voraussetzung für einen Geburtsbeginn zu schaffen, versuche ich mich zu entspannen. Ich mache Entspannungsübungen, schone mich und mache es mir zu Hause gemütlich. Nichts tut sich.

Also überlege ich mir, ob ich vielleicht zu entspannt bin. Laut meiner Geburtsvorbereitung soll man den Körper zwar schonen, es gibt aber ja auch andere Ausrichtungen, die exzessive Spaziergänge und Treppensteigen zur Geburtseinleitung empfehlen. Ich versuche es nun damit, schnüre die Schuhe und gehe nach draußen. Beim flotten Gehen merke ich zwar, wie mich das mit meinem riesigen Bauch anstrengt. Ich kann auf diese Weise jedoch noch nicht einmal leichte Wehen auslösen.

Es müssen andere Mittel zur natürlichen Geburtseinleitung her. Ich trinke Himbeerblättertee, den ich 24 Stunden lange habe ziehen lassen (Tipp einer Hebamme). Der Mann muss flaschenweise Tonic Water und Schweppes kaufen (das Chinin darin soll wehenfördernd sein). Mein Essen wird immer ordentlich scharf gewürzt. Ob das alles etwas nützt? Keine Ahnung. Erst tut sich weiterhin nichts. Dann, an einem Abend nach einem besonders scharfen Essen und mit vielen Getränken im Bauch, geht es aber tatsächlich los.

Geburtsbericht zweites Kind

Geburtsbericht – von (fast) 0 auf 100 in drei Stunden

Auch an diesem Tag beginnt es damit, dass mein Bauch immer wieder hart wird und ich ein deutliches Ziehen spüre. Ich möchte mir dieses Mal aber keine falsche Hoffnung machen. Also rechne ich damit, dass die Wehen spätestens dann wieder nachlassen, wenn am Abend Ruhe einkehrt. Genauso, wie es die Male zuvor war. Während ich das Reise-Mädchen ins Bett bringe merke ich dann aber deutlich, dass die Wehen dieses Mal stärker sind als zuvor. Ich veratme sie zwischen Vorlesen und Gute-Nacht-Lied-Singen so gut das geht und beschließe ein warmes Bad zu nehmen, sobald meine Tochter schläft.

Ich sage dem Mann, dass die Geburt jetzt wohl wirklich bevorsteht. Er versucht sofort noch eine Runde zu schlafen. Wenn sich eines von der ersten Geburt bei ihm eingebrannt hat dann, dass so eine Entbindung sehr lange dauern und auch für den Mann sehr kräftezehrend sein kann.

Ich gehe ins Bad und beschließe noch auf dem Weg dorthin (nein, unsere Wohnung ist wirklich nicht groß), dass eine warme Dusche ausreichen muss. Die Wehen kommen jetzt schon sehr häufig und ohne konzentriertes Atmen sind sie sehr unangenehm.

Der Mann muss nach etwa 15 Minuten das Bett – natürlich ohne auch nur eine Minute geschlafen zu haben – schon wieder verlassen: Ich möchte, dass er meine Mutter anruft. Sie wird beim Reise-Mädchen sein, wenn wir ins Krankenhaus fahren. Ich habe zwar vor, noch ein ganzes Weilchen zu Hause zu bleiben. Auf keinen Fall will ich zu früh in der Klink ankommen. Aber mein Gefühl sagt mir, dass es ja nicht schaden kann, wenn meine Mutter schon einmal bei uns ist. Keine weiteren 15 Minuten später ist meine Mama da.

Die Wehen kommen jetzt gefühlt ununterbrochen. Meine Wehenzähler-App setzen wir gar nicht erst ein. Auch ohne sie ist klar, dass zwischen den Wehen deutlich weniger als zwei Minuten liegen. Dafür sind die einzelne „Wellen“ sehr kurz. Ich gehe davon aus, dass sie noch deutlich länger werden müssen. So langsam weiß ich aber nicht, ob ich es noch lange schaffe die Wehen auszuhalten.

Also ab ins Krankenhaus. Wobei das gar nicht mehr so einfach ist. Der Mann und meine Mama helfen mir in mein schon vor Wochen breit gelegtes Geburts-Outfit und ich frage mich, wie um alles in der Welt ich von der Wohnung runter auf die Straße zum Auto kommen soll. Es klappt natürlich irgendwie und ich bin nur froh, dass wir keine fünf Minuten bis in die Klinik brauchen.

Eine deutlich längere Zeit nimmt dann der Weg vom Parkplatz bis zum Kreissaal in Anspruch. Ich muss alle paar Schritte stehen bleiben, weil eine Wehe nach der andern kommt.

Ein Baby!

Hebamme Olga macht uns die Türe auf. Ich soll ins CTG-Zimmer gehen. Aber nach nur wenigen Sekunden beschließt sie, dass sie mich erst einmal untersucht. Danach darf ich direkt in den Kreissaal. Und dann geht alles ganz schnell. Plötzlich habe ich das Gefühl, die Wehen nicht mehr aushalten zu können. Ich bitte um etwas gegen die Schmerzen. Ob ich eine PDA möchte? Eigentlich wollte ich diese Geburt unbedingt ohne erleben. Ich komme aber auch gar nicht mehr dazu, Olga auf ihre Frage zu antworten, denn genau in diesem Moment platz meine Fruchtblase und die Presswehen beginnen. Die PDA hat sich also erledigt. Dafür dauert es dann nicht mehr all zu lange, bis unser Reise-Baby das Licht der Welt erblickt. Als es dann da ist bin ich irgendwie so überrascht, dass ich nur ganz ungläubig „ein Baby!“ ausrufen kann. Der Mann findet’s natürlich witzig. Was ich denn sonst erwartet hätte?!

Geburtsbericht schnelle Geburt

Bonding deluxe im Krankenhaus

Sofort nach der Geburt beginnt unsere ganz wundervolle Kennenlernzeit. Das Baby wird mir direkt auf die Brust gelegt und darf dort auch erst einmal über eine Stunde bleiben. Erst dann wiegt und misst die Hebamme unsere Kleine. Danach verbringen wir noch einige Stunden fast komplett ungestört im Kreissaal. Anders als auf der Station ist es hier sehr ruhig, das Licht gedämpft und einfach eine schöne Atmosphäre, die der Mann, das Baby und ich gemeinsam genießen.

War die Geburtsvorbereitung mit Hypnobirthing umsonst?

Hat sich meine Geburtsvorbereitung mit Hypnobirthing gelohnt? Viele haben mir diese Frage gestellt und der Mann würde darauf wohl nüchtern antworten: War alles umsonst! Schließlich war die Geburt bei weitem nicht schmerzfrei, ich habe sogar kurz über eine PDA nachgedacht und meinen Plan, das Kind ganz Hypnobirthing like „auf die Welt zu atmen“, habe ich in der Pressphase schnell über den Haufen geworfen.

Aber hätte ich mir das stundenlange Einlesen in das Thema Hypnobirthing, die ausgiebige Suche nach Informationen und für mich passende Methoden zur Geburtsvorbereitung sowie das Training von Entspannungsübungen und Affirmationen einfach sparen können? Auf keinen Fall! Ich bin davon überzeugt, dass meine individuelle Geburtsvorbereitung mit Hypnobirthing viel dazu beigetragen hat, dass diese Geburt so positiv verlaufen ist.

Ganz konkret bedeutet das:

  • Schon in der Schwangerschaft habe ich mir durch das Training von Entspannungs- und Atemtechniken Auszeiten für mich und das Baby genommen, die uns sehr gut getan haben (und ansonten im Alltagstrubel untergegangen wären).
  • Hypnobirthing hat mir Angst vor der Geburt genommen – die nach den Erlebnissen meiner ersten Entbindung sogar noch größer war als beim ersten Kind.
  • Dank meiner Vorbereitung war ich davon überzeugt, dass mein Baby und mein Körper wissen was zu tun ist und hatte ich ein klares Bild vor Augen, wie ich den Geburtsverlauf unterstützen kann und was absolut kontraproduktiv ist. So habe ich u.a. Fehler vermieden, die sich bei meiner ersten Geburt sicherlich negativ ausgewirkt haben.
  • Die Entspannungs- und Atemübungen haben mir geholfen die Wehen sehr lange gut zu ertragen und mit ihnen mitzuarbeiten.
  • Meine positive Einstellung und der Versuch die ganze Zeit so entspannt wie möglich zu bleiben (was dank meiner Vorarbeit in weiten Strecken auch gut klappte) trugen bestimmt dazu bei, dass die Geburt reibungslos verlief und unser Baby sehr entspannt auf die Welt kam.

Geburtsbericht Krankenhaus
Geburtstrauma oder Traumgeburt – was mir die zweite Geburt gezeigt hat

Als kleines Fazit zu diesem Geburtsbericht meiner zweiten Geburt denke ich, dass man den Geburtsverlauf durch die theoretische sowie praktische Vorbereitung und die innere Einstellung beeinflussen kann. Natürlich hat man auf Komplikationen oder externe Faktoren keinen Einfluss.

Ob wir eine Traumgeburt erleben liegt nicht nur in unseren Händen. Wir können aber einen Beitrag dazu leisten. Und dieser besteht auch darin zu verstehen und zu akzeptieren, dass unser Körper und das Baby genau wissen was sie tun und ihren ganz eigenen Plan haben. Der Kopf hat an dieser Stelle nichts zu melden und bleibt – so gut das eben geht – aus.

Mir fiel das nicht immer leicht. Vor allem als ich der Meinung war, dass es nun aber Zeit für die Geburt sei. Aber es hat sich mal wieder gezeigt: Das Baby kommt, sobald es bereit dazu ist. Im Nachhinein hätte ich auf die Unmengen von Himbeerblättertee und ähnliches einfach verzichtet.

Was ich aber immer wieder machen würde ist, mich mit Entspannungen, Meditationen oder ähnlichem auf die Geburt vorbereiten. Denn ich bin überzeugt: Die Ruhe der Mama überträgt sich aufs Baby.

3 Kommentare

  1. Das klingt ja tatsächlich nach einer tollen Geburt. Schön, dass es so gut funktioniert hat, egal ob du viel deiner angelesenen Hypnobirthing-Methoden anwenden konntest oder nicht, weil die Zeit so kurz war.
    Spannend finde ich, dass, bis auf den Ausgang der ganzen Sache, viele Sachen bei mir ähnlich waren. Ich kannte auch aus Schwangerschaft 1 keine Übungswehen, bei Nr. 2 waren sie echt heftig. Auch fühlten sich die ‚richtigen‘ Wehen dieses Mal ganz anders an, kamen ganz schnell mega heftig und kurz hintereinander. Da denkt man eigentlich, man weiß von Nr. 1 Bescheid, wo der Hase lang läuft…
    Ich wünsche dir weiterhin eine wundertolle Zeit mit deinen zwei Mäusen!
    Liebe Grüße, Katha

  2. Vielen Dank für deinen Bericht. Auch mir hat die zweite Geburt gezeigt, dass Vorbereitung eine Geburt durchaus beeinflussen kann. Ich habe dadurch viel mehr für mich sorgen können und wusste auch besser, was gerade passiert. Entspannungen und Meditationen haben mir auch sehr geholfen, ebenso wie Yoga. Das hat die Geburt wirklich leichter gemacht.
    Liebe Grüße
    Natalie

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